5. April 2015

Grausamer kleiner Junge

Für die zweite Station auf der Rundreise ging es mit dem Schnellzug (Shinkansen) nach Hiroshima. Für die fast 900km braucht dieser nu etwa 4h und ist damit eine echte Alternative zum Fliegen, wo man nebenbei auch noch etwas von der Landschaft mitbekommt. Auf der Fahrt dorthin konnte wir schon einiges über das schreckliche Schicksal der Stadt lesen. Auch ist der Abwurf der Atombombe vielen aus dem Schulunterricht bekannt. Doch erst mit dem Betreten des Friedenspark und dem Besuch im Friedensmuseum wurde mir das Ausmaß erst einmal so richtig bewusst. Auch wenn einige Teile des Museums aufgrund einer Renovation aktuell nicht zugänglich sind, so hat die restliche Ausstellung dennoch ihren Zweck erfüllt. Politisch wertfrei wird dort das Leben kurz vor und nachdem Abwurf sowie die Langzeitfolgen des "kleinen Jungen" in Hiroshima dargestellt. Dabei sind es vor allem die Geschichten von einzelnen Personen und Ausstellungsstücke als Zeitzeugen, die einem immer wieder einen Schauer über den Rücken laufen lassen. Am Ende ist man froh, dass es vorüber ist aber auch nachdenklich wie so etwas in Zukunft verhindert werden kann. Der Einblick in die grausame Zerstörungskraft der Bombe sollte ein Pflichtbesuch für jede politische Führung sein.

Epizentrum der Atombombe

Dreirad, dass die Bombe unweit vom Epizentrum überstanden hat
Gegenstände, die durch die Detonationskraft und -hitze verformt wurden

Origami-Papierkraniche in Anlehnung an die 1000 Kraniche, die das Kind Sadako Sasaki
falten wollte, um damit die wahrscheinlich durch Atomstrahlung ausgelöste Leukämie zu überstehen
Im Friendenspark gibt es aber noch viele weitere Monumente und Mahnmale zu entdecken.

Friendespark

Ewige Flamme, die erst erlischt, wenn die letzte Atombombe
auf der Welt vernichtet wurde
Bekanntes Bauwerk, desses Skelett die Detonation unweit vom Epizentrum
überstanden hat. Aktuell eingehüllt, um die Statik zu prüfen
Kinder Friedensdenkmal und im Hintergrund Origami-Papierkraniche,
die von Kindern als Zeichen für Frieden gefalten wurden.


Nach der lehrreichen Erkundung des Friedensparks haben wir noch das Schloss von Hiroshima besucht. Ursprünglich wurde es 1589 erbaut aber während der Meji-Zeit und schließlich durch die Atombombe völlig zerstört. Später hat man Teile davon wieder errichtet und auch noch einmal renoviert.


Schloss von Hiroshima

Schloss von Hiroshima

Ein weiteres Highlight war der Ausflug zur Insel Myajima, welche nur 10min mit der Fähre vom Festland Hiroshimas liegt. Nach der Landung wird man dort durch einige Rehe begrüßt. Diese haben sich so sehr an die Menschen gewöhnt, dass man sie sogar streicheln könnte. Außerdem liegt vor der Insel auch der bekannte Itsukushima Schrein. Bei Flut scheint dieser über dem Wasser zu schweben.


Rehbock mit Isukushima Torii (Tor)

Itsukushima Schrein: bei Ebbe ist von der Schwebekunst
nicht mehr viel zu erkennen.
Auch wen Myashima die Insel der Schreine bedeutet machen wir uns auf für eine kleine Wanderung auf den höchsten Berg der Insel namens Misen.


Toller Ausblick auf den Itsukushima Schrein und Hiroshima (Hintergrund)

Blick auf die umliegenden Inseln
Auf dem Weg findet man immer wieder moderne Buddha-Interpretationen.

 



Am Fuße des Berg Misen machen wir noch Halt beim Daisho-In Tempel. Der Tempel fügt sich perfekt in das Berg massiv ein und auf dem Weg die Treppen hinauf zu den Tempelgebäuden kann man an Metallrollen drehen, welche dann den gleichen Segen verbreiten als wenn man die japanischen Schriftzeichen lesen würde.


Metallrollen mit Buddhistischen Sudras

Buddhas auf dem Tempelgelände

Gebetsraum
Den letzten Tag in Hiroshima haben wir mit einer Wanderung zum Mitaki Tempel verbracht. Ein eher unbekannter Ausflugsort der sich aber sehr aufgrund der Ruhe und dem schönen Blick auf Hiroshima vom naheliegenden Berg gelohnt hat.


Garten im Mitaki Tempel
Blick auf Hiroshima
Bei all den Anstrengungen darf natürlich auch eine ausgiebige Mahlzeit nicht fehlen. Dafür eignet sich vor allem Okonomiyaki Hiroshima Stil, wo auf das Okonomiyaki Osaka Stil noch gebratene Nudeln oben drauf gepackt werden...


Okonomiyaki Hiroshima Stil
Unseren Besuch haben wir mit dem Shukkein Garden abgeschlossen. Dieser wurde kurz der nach der Fertigstellung des Schlosses in Hiroshima in 1620 eröffnet. Auch wenn einige Bäume die Atomkatastrophe überstanden haben, so mussten viele Teile des Gartens nach der Tragödie wieder auf gebaut werden. Heute ist der Garten eine Mischung aus Wald, Hügel und einem größeren See der dem Westlake in Hangzhou (China, siehe früheren Post) nachempfunden ist. 

Shukkein Garten

Shukkein Garten

Shukkein Garten
 Wir konnten sogar schon die ersten Kirschblüten sehen, auch wenn die meisten Bäume sicher noch ein paar Tage gebraucht haben.

Kirschblüten im Shukkein Garten