5. November 2008

Menschen, Koreaner und weitere Menschen

In weniger als sieben Wochen kann das Auslandssemester in Korea auch schon in das Archiv meines Kopfes abgelegt werden. Die Zeit verrennt, vor allem, wenn man noch so viel sehen will. Nur weil man im Ausland ist, heißt das leider nicht, dass man sich um nichts kümmern muss und man einfach nur in die Uni geht und Ausflüge mache. Nein, man muss sich auch den Kopf darüber zerbrechen, in welchen Club man Abend gehen will (gar nicht so einfach, wenn er sich anfühlt, als wäre man wieder mal gegen eine dieser klar geputzten Scheiben gerannt), welche Ausflugsziel man am Wochenende ansteuert und dann gibt es da noch das Uni-Leben. Beim letzteren stehen auch immer mehr Gruppenprojekte an. Zusammen mit den Koreanern arbeiten heißt, dass man sich alles einfach zurechtlegt und die Koreaner mit ihrem Arbeitseifer doch wieder alles über den Haufen werfen. Manchmal kommt es einem so vor, als ob sie noch mit Ochsen die Felder pflügen und nicht glauben können, dass man mit mehr Logik auch einen Traktor nehmen kann. Wie auch immer, ich habe es selber noch nicht erlebt, sondern nur von den Austauschstudenten erzählt bekommen. Aber meine Zeit wird kommen. Am Montag den 03.11.2008 hat mein Dozent in Administrative Management Science (ihr wisst schon mein Lieblingsprofessor - in der letzten Vorlesung hat er Software aus dem Internet heruntergeladen und in der Zwischenzeit hat er sich erstmal ausgiebig mit uns über das letzte Wochenende unterhalten) Gruppen für das kommende Projekt festgelegt. Juhu ich bin in einer dreier Gruppe mit einem Mädel und einem Kerl, die keinen blassen Schimmer vom Englisch haben. Für sie das beste was geschehen konnte... denn so haben sie jemand der alles vorträgt und wenn es denen reicht, können sie sich ja noch immer auf koreanisch über mich unterhalten. Ich freu mich dennoch, da das Thema DEA nach Spaß aussieht und meine Vornote mit 91% weit über dem Durchschnitt liegt. Investments habe ich im Endeffekt auch mit 91% abgeschlossen. Da die Noten hier relativ vergeben werden, ist das auf jeden Fall ein A bis A+. Relativ bedeutet, dass die besten und schlechtesten Noten verglichen werden und einfach gesagt ist der Median dann die Grenze für die A bzw. A+ Note. Das sollten sie auch mal in Deutschland einführen, denn so bekommt man noch eine gute Note, auch wenn die gesamte Klausur schlecht ausgefallen ist.

Wie ich oben schon erwähnt habe, verbringt man den Tag nicht nur mit Schlaf, Uni und Essen. Am Freitag d. 31.10.2008 wurde der amerikanische Traum auch in Korea gelebt - Halloween. Also ging es schon am Donnerstag, wir wollten uns diesmal nicht wie sonst immer zu spät auf die Socken machen, zur U-Bahnstation Bonum. Dort sollte laut einem Internetforum ein Kostümverleih sein. Von einem Verleih gab es keine visuelle und auch nach öfteren Fragen der Anwohner keine auditive Spur. Aber es gab einen Laden mit Schürzen, Schlafhosen, Socken und etc. für die Frau ab 40. Eine pinke Schlafhose mit weißen Herzen bedruckt und aus Plüsch hat uns beeindruckt. Also drei Mal das gleiche bitte. Doch so einfach war das gar nicht, da die nette Frau uns auf koreanisch mit Händen, Füßen und Bildern klar machen wollte, dass die Hosen für Frauen seien. Sie konnte es bis zum Ende nicht glauben, dass drei Westler daherkommen und eine pinke Hose mit gelben Ringelsocken (mit rosa, roten und weißen Streifen) kaufen wollen. Im Endeffekt haben wir das Geld sprechen lassen und dann konnte uch sie nicht mehr Nein sagen. Am Freitagabend etwa 2 Stunden vor der Party ging es dann los zum Maskenkaufen. Unter viel Hast, da wir wie immer spät dran waren. Ab nach Namdaemun Market (das ist dieser Ramschmarkt) in den Halloweenladen. Dort habe ich mich für die Frankensteinmaske entschieden. Die anderen haben sich der Meinung angeschlossen, da wir so einfacher einen Mengenrabatt aushandeln konnten. Danach ging es im Eiltempo wieder nach Hause, um pünktlich auf der Party zu erscheinen. Die Frage ist normalerweise: Wer will schon pünktlich auf einer Party sein? Hier war es aber wichtig, da es Pizza und andere europäische Leckereien im begrenzten Maße gab und wir uns das mit unserer Trägheit nicht entgehen lassen dürfen. Rein in die pinke Hose, die Socken über die Hose (unverständlich wie die Berliner so rumlaufen können), das graue Korea T-Shirt für den Oberkörper und die Maske für den Gesichtshautkrebs. Das Ganze drei Mal und fertig war der Ich-Bin-Gerade-Aufgestanden-Frankenstein-Look.
So wie auf dien Bild zu sehen. Leider gab es kein einzelnes Bild, wo man die Hose und die Maske sieht... Die Party mit dem Essen war relativ schnell zu Ende, sodass wir für eine Stunde mit 30 Leuten eine kleine Party in unserem Apartment auf 12m² gefeiert haben und dann weiter nach Itaewon in einen Club gefahren sind. Itaewon ist die Heimat der ****, die aus dem Land des Halloween kommen. Sie benehmen sich dort aber auch wie zu Hause, was dem ganzen ein etwas negatives Flair gibt. Aber wir haben den Club trotzdem gut gerockt. Vor allem, da uns Drei mit dem gleichen Kostüm (Martin, Chris, und ich) keiner unterscheiden konnte. Der Samstag war für den Kater reserviert. Am Abend hatte ich den Kater aber auf der Straße ausgesetzt und so ging es für mich, Martin und Ibrahim wieder nach Itaewon. Gon (der Koreaner, der als Austauschstudent in Berlin war) hatte uns auf einen gemütlichen Abend in seiner Wohnung eingeladen. Dort gab es dann ein Barbecue, welches eine Freundin von ihm zubereitet hat. Gestärkt sollte es dann in den Club des Hyatt 5-Sterne-Hotels gehen. Ein Lamborghini Galardo hat uns dort im schwarzen Glanz begrüßt. Man bekommt schon am Eingang den Eindruck, dass das ein teurer Abend werden könnte. Aber Gon versicherte uns, dass normalerweise der Eintritt für den Club frei ist. Doch nicht an diesem Abend. Der große Herr im schwarzen Anzug und Kopfhörern im Ohr, wollte glatt weg 40€ für das Durchlassen haben. Nein, das ist es uns dann doch nicht wert und so haben wir den Abend ruhig im Hard Rock Café ausklingen lassen. Am nächsten Morgen ging es früh aus dem Bett. Auf dem Plan stand ein Ausflug auf die Insel Nami. An Board waren Conny (A), Jörg und Daniel (zwei Deutsche, die bei der Hanns-Seidel-Stiftung arbeiten), Raisa (NL), Martin (A) und unsere Kapitänin Yoiku (Jap). Mit zerknittertem Gesicht und fast leerem Magen ging es zur Regionalbahn. Die Tickets für die 1,5h Fahrt kosteten nur 3€. Was für ein Schnäppchen, dafür muss man dann aber auch auf jeglichen Luxus verzichten. Luxus heißt nicht First Class, auch nicht Business Class, nein, auch nicht der Sitzplatz in der zweiten Klasse, sondern ein Stehplatz. Umfallen war praktisch unmöglich, atmen leider auch. Es gab nur eine Klimaanlage im völlig überfüllten Zugabteil. Aber was solls, es war billig und auch nur für 1,5h. Beim Ankommen gab es auch schon das nächste Problem. Es gab viel zu wenig Taxis für viel zu viele Menschen, sodass die Koreaner brav eine lange Schlange am Taxistand gebildet haben. Nach einem Kaffee (Auf Wunsch einer einzelnen Person, die diesen Kaffee getrunken hat, gibt es hier noch eine Ergänzung. Geordert wurde ein Kaffee um, die schläfrigen Nachtgeister zu vertreiben. Serviert wurde aber lauwarmes Wasser, das kurz mit einer Haselnuss in Kontakt kam. Aber nicht um den Geschmackes Willen, sondern nur um das Getränk auch bräunlich erscheinen zu lassen. In 2 von 3 Fällen ging die fast volle Tasse wieder zurück an den Absender.) kam dann auch ein freies Taxi. Wir mussten uns auf zwei Autos aufteilen und praktischerweise saß in meinem Taxi auch Yoiku. Sie kann koreanisch und konnte so den Fahrer verstehen, als er uns klar machen wollte, dass wir relativ lange zur Fähre brauchen werden, da die Straßen von Ausflüglern belagert werden. Eine lange Fahrt war aber nicht in unserem Sinne und so hat sich der Taxifahrer für den Taxi-Taxi- Modus entschieden. Kurz nach links und schon sind wir ähnlich wie bei Fast and the Furious durch einen kleinen Kanal gebrettert. Nebenbei lief auf dem Navigationdisplay der letzte Spieltag der Premier Ligue. Dann ging es über einen Radweg und unzähligen Abkürzungen direkt zur Fähre. Der Fahrer hat sich die Plakette "Best driver", die an seinem Auto klebt, wirklich verdient. Wir waren stolze 20min früher als die anderen am Ziel. Angekommen wurden wir auch schon sehnsüchtig von einigen Koreanern erwartet. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum soviele Menschen dort angestanden haben. Na gut eine Erklärung gibt es noch. In Südkorea leben 489 Menschen auf einem Quadratkilometer Land. Zum Vergleich, in Deutschland leben 230 Einwohner pro Quadratkilometer. Dazu kommt noch, dass Südkorea zu 70% aus Gebirgsflächen besteht. Das ist wohl der Grund warum soviele Menschen am Wochenende aufs Land fahren und wir somit über zwei Stunden für die Fähre nach Nami-Island anstehen müssten. Wir haben es am Ende aber sein gelassen. Haben uns das typische Gericht (spicy chicken) bestellt, die Landschaft mit den herbstlichen Wäldern bewundert und sind dann wieder heim gefahren. Diesmal aber erste Klasse – Stehplatz.
Die Woche haben wir mit einem Ausflug zum Seoul Tower gestartet. Es war eine sehr klare und kühle Nacht, sodass man einen wunderschönen Ausblick über Seoul hatte. Man kann nur durch Lichter in der Ferne erahnen, wie groß die Stadt ist. Den Eindruck von Energieverschwendung kann man am besten visuell beschreiben.

Schließlich war ich am Dienstag shoppen. Für alle, die selbst einmal nach Seoul fahren und shoppen gehen wollen: Vergesst Dongdaemun mit seinen ganzen kopierten Sachen, Myeongdong ist dafür viel besser geeignet. Es gibt dort viele Läden im westlichen Stil und manche sehen sogar noch prunkvoller als wir es kennen aus. Ich habe mir nun endlich eine zweite Jeans zu gelegt. Und obwohl ich mehrere Kilo hier verloren habe, ich habe keine Ahnung wo, musste ich die Hose zwei Nummern größer als normal kaufen. Das liegt wohl daran, dass das Kaufhaus „UNI QLO“ aus Japan stammt und die Kleidung auch eher auf Japaner zugeschnitten ist. Nebenbei habe ich mir noch einen Kapuzenpullover und einen Gürtel zugelegt. Auf dem nach Hause Weg habe ich mir noch eine Uhr für 6€ zu gelegt. Eine Originale versteht sich von selbst….
Unter der Kategorie Bilder befinden sich die Impression zu den Wörtern.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ronny, das Zeug in der Tomato Bar als Kaffee zu bezeichnen grenzt an Körperverletzung und verunglimpfung der deutschen Sprache - ich bitte schleunigst um Nachbesserung

Anonym hat gesagt…

Mein nahezu unstillbarer Zorn ist durch die schnelle Intervention des Autors besänftigt worden!