1. April 2011

Hallo großer, roter Drache! (Teil 2)

Warum sollte es in Hangzhou anders zugehen als im restlichen China? Weil Hangzhou einen See hat, der schöner als die restlichen Seen Chinas ist. Ob das wirklich stimmt, kann ich aufgrund der riesigen Größe Chinas nicht persönlich verifizieren. Wenn man sich aber die Werbung für Hangzhou ansieht, dann kann man von dem Glauben nur schwer abweichen. Der See heißt, wie bereits erwähnt, Xī Hú (Chin. 西湖; englisch "West Lake") und schließt sich direkt an die Innenstadt an. An der ruhigeren Westseite kann man durch einen botanischen Garten spazieren, den See über eine Art Steg überqueren oder durch den Bambuswald schlendern. Da ich das Gebiet in den nächsten Wochen selbst noch erkunden muss, möchte ich an dieser Stelle auf eine detaillierte Beschreibung, welche dann nur von Wikipedia kopiert wäre, verzichten. Kommen wir zurück zur Arbeit, denn schließlich verbringe ich dort mehr als 1/3 meines Tages. Der Geschmack des Essens ist weiterhin auf hohem Niveau und meine Geschwindigkeit, den Reis direkt aus der Schüssel in meinen Mund zu schaufeln, hat rapide zugenommen. Zwar erreiche ich noch nicht die Rekordzeiten meiner Kollegen, aber ich glaube, sie sind froh, dass ich mich an die chinesischen Tischmanieren angepasst habe. Somit bleibt in der Mittagspause immer noch Zeit für einen Spaziergang auf dem Werksgelände. Das sieht dann von außen sicher so aus, als hätten die Knastbrüder Ausgang bekommen. Zum Glück dürfen wir im Gegensatz zu den Gefangenen, das Gelände pünktlich verlassen. Im wahrsten Sinne des Wortes wird der Stift um 16:30 Uhr fallengelassen. Da gibt es kein wenn und aber, denn schließlich müssen einige Kollegen einen der Werksbusse nutzen. An deren Zeitplan muss man sich dann auch halten, kommt doch der Bus für die Leute, die länger bleiben müssen, erst wieder in einer Stunde. Wir Praktikanten sind da etwas flexibler. Unsere Füße bzw. Fahrräder bringen uns die 1,6km zu jeder Tageszeit nach Hause. Ganz idyllisch am Straßenrand einer 6 Spurigen Straße. Eine Ausnahme gab es dann aber doch. Um zum chinesisch Unterricht zu gelangen, haben wir den Firmenbus genutzt. Die vielfältigen Sprachen unserer Welt hatten es mir ja bereits zu Schulzeiten angetan. Nachdem ich mich schon durch zwei europäische Sprachen gequält habe, wollte ich dem ganzen jetzt noch die Königskrone aufsetzen. Um es kurz zu machen. Der König wurde gestürzt, bevor er überhaupt auf dem Thron saß. Nach 10 Unterrichtsstunden waren die Grundlagen gelernt, um den Taxifahrer zu navigieren oder im Restaurant Reis zu bestellen. Das Bier bekomme ich kalt serviert und die Zahlenkenntnis reicht, um mehr als zwei Dumplings (chin. Art von Maultaschen) bestellen zu können. Auch wenn mich nicht einmal meine Kollegen von der Aussprache her verstehen, so habe ich mein Ziel erreicht. Jegliche Konversation die mehr Worte benötigt, ist es entweder nicht wert oder kann auch in der internationalen Zeichensprache geführt werden!

Kommen wir zum letzten Punkt, den es über das Leben in Hangzhou bis dato zu berichten gibt. Vielleicht habe ich es schon erwähnt, wenn ich es noch nicht getan habe oder wenn ich doch schon getan habe, dann als Auffrischung, das Essen ist hier sehr fettig. Deshalb gibt es im Supermarkt das Öl auch gleich im Vorratspack:

Das hat auf der einen Seite zur Folge, dass einige Gerichte neben dem eigenartigen Geruch auch noch unappetitlich aussehen. Auf der anderen Seite ernährt sich davon auch das Hüftgold. Um dem entgegen zu wirken, geht es mehr oder weniger regelmäßig ins Fitnessstudio. Um die Sportlichkeit auf höchste zu betonen, hatten wir die Idee, die 4,5 Km lange Strecke zum Studio mit dem Fahrrad zurückzulegen. Dennoch macht es einfach keinen Spaß, wenn man ein Fahrrad hat, bei dem das Kniegelenk nicht über den 90° Winkel hinauskommt. Man könnte meinen, dass der Vorgänger das Fahrrad einem Kind weggenommen hat und sich dieses mit einer kaputten Pedale gerächt hätte. Die Pedale habe ich für umgerechnet 60cent inkl. Material repariert bekommen. Doch an der Größe lässt sich leider nichts mehr machen. Somit wird der Drahtesel nur für den Weg zur Arbeit eingesetzt. Zu allen anderen Zielen bringt uns entweder das Taxi oder ein Bus.

An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, dass die zukünftige Berichterstattung kürzer und bunter ausfallen wird. Das spart dem Verfasser und dem Leser Zeit und gibt die Realität sicher besser wieder als die schnöden weißen Buchstaben.