4. Oktober 2008

VIPs, Bars und Casino Royal

Den Einstieg für die Zeit vom 29.09 bis 03.10.2008 macht mal wieder das Wetter, denn es gab einen kleinen Wetterumbruch. Der Spätsommer ist mit 25°C und Sonnenschein wieder zurück. An solche Herbsttemperaturen kann mann sich echt gewöhnen. Aber die Zeit der bitteren wird schon bald kommen, leider. In den letzten Tagen habe ich aber nicht nur das Wetter beobachtet, deshalb folgt in den nächsten Zeilen eine kleine Zusammenfassung der Woche.

Am Montag (29.09) hätte ich eigentlich regulär Administrativ Management Science gehabt. Da der Dozent aber gerade erst aus den USA zurück kam und es draußen sonnig warm war, haben wir uns für die Vorlesung im freien entschieden. Das dachte ich zu mindest. Wir sind dann aber geradezu in eine Bar gegangen, haben es uns dort gemütlich gemacht und uns 1 Stunde lang über alles mögliche unterhalten. Leider konnte ich mich nicht mit jedem unterhalten, da viele sich nicht getraut haben englisch zu sprechen. Interessanterweise ist auch ein Schauspieler in unserer Klasse, der in Korea wohl sehr für seine Auftritte in Seifenopern bekannt ist. Ganz wie in Deutschland ist die Gesprächsrunde aber nicht verlaufen. Zum einen hat uns der Dozent zum Schluss alle eingeladen (ja so macht man sich Freunde) und zum anderen hatte ich einen Kommilitonen gebeten die Person neben sich zu fragen, ob er sich nicht an den Gesprächen beteiligen will. Leider weiß ich die Antwort bis heute noch nicht, da die Person, die er ansprechen sollte, älter war und durch die hierarchische Lebensweise war es ihm wohl nicht gestattet ihn einfach von der Seite anzureden. (Ich habe wirklich fast geglaubt, dass die jüngeren uns von der Einstellung ähneln; dem scheint aber nicht so zu sein)

Abends ging es dann wie so oft eine Runde joggen und nebenbei ein paar Übungen an den öffentlichen Trainingspunkten. Wir haben hier nämlich gleich einen Berg mit Wald in der Nähe, in dem es immer wieder Workoutpunkte gibt. Ähnlich einen Trimm-Dich-Fit-Pfad. Nur das die Geräte professioneller sind und man mit Eigengewicht und zusätzlichen Gewichten trainieren kann. In Deutschland unvorstellbar, so etwas zu errichten, da nach kurzer wahrscheinlich alles geklaut werden würde. Und diese Plätze sind gut mit älteren Leuten gefüllt. Die könne hier einem noch richtig was vor turnen. Ich werde die Tage mal Bilder davon machen.

Am Dienstag hatte ich am Tage Vorlesung und abends sind Christian, Ibrahim, Dennis, Ji und Ich zu einem kleinen Fest auf dem Unigelände gegangen. Dort hatten verschiedene Fakultäten Bars aufgebaut. Wir haben uns zur Juraabteilung gesetzt. Das Bier 5000Won (3€) war teurer als in einer Bar. Wir haben uns für einen Sojucocktail entschieden. Nach kurzer Zeit waren wir aber auch nicht mehr allein am Tisch. Der "Chef" (Mr. Kim - 24Jahre will aber Mr genannt werden) der Truppe hatte sich uns vorgestellt und gleichzeitig eine Runde Bier springen lassen. Das ein Koreaner anfängt Freundschaften mit westlichen Menschen zu schließen konnte die anderen Koreaner nicht mit ansehen. Und so kamen immer mehr an unseren Tisch geströmt. Jeder wollte mit uns reden, Freundschaften schließen und trinken. Die Koreaner trinken echt schnell, dafür sind sie aber auch die ersten beim Wiederkäuern. Nach unzähligen neuen Namen (die ich alle schon wider vergessen habe), leckerem Essen und unzähligen Freigetränken wurde ich sogar auf der Toilette angesprochen. Wer ich bin, wo ich herkomme und etc. Die VIP Rolle fängt in solchen Momenten echt an zu nerven. Manche wollte uns sogar ihre Freundin "überreichen" Beide Seiten haben sich natürlich strikt geweigert und die Mädels sind schnell weggerannt. Wenn ich so einen Freund hätte, würde ich auch nur wegrennen. Letztendlich hatten wir eine Rechnung von über 100.000Won (60€) gehabt. Bezahlen mussten wir aber nicht, wir sollen den Leuten, die unsere Nummer haben, nur auf ihre SMS antworten (habe ich eigentlich schon einmal erwähnt, dass eine SMS hier nur 90 Zeichen haben darf..?) Freundschaften mit westlichen Leuten ist für die Koreaner sehr wertvoll, deshalb tuen sie auch fast alles dafür. So steht es im Buch, so ist es auch -fast- überall in Wirklichkeit.(Fast heißt, dass die jungen Koreaner, die doch recht westlich aufgewachsen sind und gern in Clubs gehen (was einige nicht gern machen) uns nicht auf Händen tragen, sondern ganz normal behandeln) Wir haben den Koreanern auf dem Campus versucht zu erklären, dass sie das gar nicht machen müssen, da wir auch ohne "Geschenke" neue Freundschaften mit ihnen schließen wollen. Denn ohne koreanische Freunde sieht man von Seoul vielleicht 20%, der Rest bleibt einem Ausländer dann doch verborgen.

Am Mittwoch waren Chris und Ich wieder auf einer VIP-Party. Diesmal bei den Statistikern. Diese hatten aber leider kein Bier mehr und wir wollten keinen Soju. Der Kompromiss war, dass sie schnell mit dem Roller zum nächsten Supermarkt gefahren sind und extra für uns frisches Bier geholt haben. Der Rest war ähnlich dem des Vorabends. Obwohl ein Punkt doch verschieden war. Es gab noch ein Live-Konzert von einer (für uns nicht aber für die Koreanern) sehr bekannten HipHop Gruppe. Das erste Lied klang und sah auch noch nach Gangster-HipHop aus. Im zweiten Lied kamen aber auch noch mehrere Backroundtänzer und eine Frauen stimme dazu. Das machte die Songs niedlich weich und die Gruppe zum Star in Korea.

Am Freitagabend sind wir in Casino gegangen. Was ist der Hauptgrund für ein Casino in Seoul? Richtig, das kostenlose Essen und die freien Getränke. Ab ging es mit dem Reisepass bewaffnet (Koreaner ist es verboten im Casino zu spielen) in die CoexMall. Ich hatte mich dem üblichen Dresscode mit Hemd, guter Hose und Schuhen verschrieben. Das hätte ich aber gar nicht machen brauchen, da neben mir beim Roulette ein Herr im Jogginganzug saß. Das Essen war lecker, die Cocktails OK und das Glück hatte ich zugunsten der Liebe in der Unterkunft gelassen. Für 18€ hatte ich aber einen vollen Magen und doch recht viel Spaß. Das wird wohl auch unser wöchentlicher Männerabend werden. Noch weniger spielen und noch mehr trinken und essen ;-)